Wenn nur alles "mit links" gehen würde - eine Fortbildung bringt neue Anregungen

 

 

 

 

Die Ismaninger Grundschule Camerloherstraße lud sich am 11.12.2019 Frau Frisch zu einer internen Fortbildung zum Thema Linkshändigkeit ein. Frau Frisch, eine erfahrene und sehr engagierte Therapeutin für Feinmotorik und in Bezug auf Lateralität, brachte die neuesten Informationen zur Linkshändigkeit mit. Es gelang ihr, die Lehrkräfte für das Thema zu sensibilisieren.

 

Linkshändigkeit wird heute zwar nicht mehr als Stigma gesehen, dennoch dominiert immer noch die rechte Hand unsere Gesellschaft. Auch in den Schulen findet man oft nur wenige Linkshänder. Was Fragen aufwirft, denn die Wissenschaft geht davon aus, dass der Anteil der Linkshänder genauso groß ist, wie die Anzahl der Rechtshänder.

 

Warum also gibt es weniger Linkshänder? Der Grund ist, dass viele der Linkshänder sowohl bewusst als auch unbewusst umschulen, d.h. sich durch Beobachtung anpassen oder umgeschult werden (Eltern, Erzieher reichen alles in die andere Hand).

 

Linkshändigkeit bedeutet nichts Schlechtes. Schon vor der Geburt entwickelt der Embryo eine stärkere Hirnhälfte. Ist die linke Hirnhälfte stärker, so wird bevorzugt die rechte Hand benutzt. Ist dagegen die rechte Hälfte dominanter, so benutzt man als starke Hand links. Dies lässt aber gleichzeitig den Schluss zu, dass es keine Beidhändigkeit gibt. Denn es ist immer nur eine Hirnhälfte die Dominante.

Die Händigkeit kann gestört werden: Durch Krankheiten, Unfälle, Wachstum und auch Beeinflussung. In der Regel gilt allerdings, dass sich bis zum 6. oder 7. Lebensjahr die sogenannte Lateralität (Händigkeit) gefestigt haben sollte.

 

In der Fortbildung wurde den Lehrerinnen der Camerloher Grundschule vor Auge geführt, dass mehr Linkshänder in ihren Klassen sitzen, als sie bisher wahrgenommen hatten. Eine falsche Händigkeit fällt neben den motorischen Problemen auch oft durch Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten auf. Damit geht häufig noch emotionales Leid mit einher.

Es wurde auch diskutiert, ob und bis wann sich bei Kindern mit falsch erlernter Lateralität eine Umschulung lohnt. In der Regel gilt hierfür, je früher desto besser. Bereits in den Kinderkrippen und Kindergärten muss man sehr sensibel darauf reagieren. Schließlich findet hier oft der erste intensive Kontakt mit Stift und Schere statt. Aber auch in der ersten und zweiten Jahrgangsstufe sollten die Lehrkräfte darauf ein Augenmerk haben, denn hier tauchen dann die ersten Schwierigkeiten auf.

Was ist nun aber mit den älteren Kindern? Manche Linkshänder kommen gut damit zurecht, andere haben große Probleme. Hier entscheidet man nach den Auswirkungen und dem Leidensdruck. Denn ehrlich gesagt ist eine Umschulung sehr langwierig und braucht viel Geduld.

 

Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse und Informationen hat sich die Camerloher Grundschule dazu entschlossen, bereits bei der Einschulung ein größeres Augenmerk auf die Händigkeit zu legen. Auch wurden im Rahmen dieser Fortbildung spezielle Links- und Rechtshänder-Schreibunterlagen erworben. Diese sollen den Kindern bei der richtigen Heft- und Stifthaltung helfen.

„Wir erhoffen uns, so noch mehr Kindern gerecht zu werden“, so die Schulleiterin der Grundschule Camerloherstraße, Frau Antje Zeisler.

 

Yasmin Horst